STRAELEN. Den ersten Gag lieferte bereits vor dem Vorhang verschreckt und vor Angst bibbernd, als sei er soeben über eine Leiche gestolpert, Vorsitzender Hans Teegelbekkers bei der Begrüßung der großen Schar von Theaterfreunden in der Stadthalle. Dennoch hütete er sich, die Überraschungseffekte der Kriminalkomödie „Keine Leiche ohne Lily" des Engländers Jack Popplewell auszuplaudern, und ließ lieber die Zuschauer in spannender Erwartung zurück. Das Straelener „Kameradschaftliche Liebhaber Theater" hatte mit der Wahl dieses Stückes, das schon in manchen großstädtischen Boulevardtheater das Publikum begeisterte - das Essener Hermes-Theater gastierte damit 1979 in Geldern - auf ein für eine Laienspieltruppe hohes Qualitäts-Niveau gesetzt. [Auf hohem Niveau agierten die Laienschauspieler im Stück „Keine Leiche ohne Lily", mit dem das Publikum in der Straelener Stadthalle bestens unterhalten wurde. align="right" RP-Foto: Ralf Riese] Und es meisterte prächtig die Balance dieses Stückes zwischen Gelächter und Spannung. Unheilschwanger Die akustische Einstimmung zu diesem typisch englischen Kriminalstück erfolgt bereits beim Aufgehen des Vorhanges durch einige unheilschwangere Musikfetzen. Dann entdeckt man auch schon über einen Stuhl gebeugt einen zusammen gekrümmten Mann mit einem Dolch im Rücken. Ist Richard Marshall einem hinterhältigen Mord zum Opfer gefallen? Das fragt sich auch die Raumpflegerin Lily Piper, die erste zickige Angstschreie ausstößt, als sie den erdolchten Firmenchef erblickt Allerdings ist die Leiche beim Eintreffen der Polizei spurlos verschwunden und mit ihr auch die Tatwaffe und ein Knopf - zwei wichtige Beweisstücke. Da hat Inspektor Baxter etliche Nüsse zu knacken, zumal er noch herausfindet, dass der ermordete Chef bei seinen Mitarbeitern nicht unbedingt beliebt war, so dass jeder der Mörder sein könnte. Als dann das angebliche Mordopfer wieder auftaucht, erscheint die arme Mrs. Piper allen unglaubwürdig und verwirrt. Dann aber wird dennoch eine Leiche gefunden, bald eine zweite dazu, und der Inspektor muss sich durch einen Irrgarten von Liebe, Hass, Eifersucht und sonstigen Fallstricken kämpfen. Nun aber wird er tatkräftig unterstützt von der Raumkosmetikerin Lily, die mit kriminalistischem Spürsinn ausgestattet ist. Sie bringt die Handlung nun zügig weiter und sorgt dafür, dass das zunächst unüberschaubare Chaos und damit der schwierige Fall dennoch gelöst wird. Ein amüsantes Stück, das mit einem pointierten Dialog die Mitte zwischen Thriller und einer Kriminalparodie hält. Die feinen Scherze des Dialogs und die ordentlich angerichtete Turbulenz der Handlung verleiteten zu impulsivem Beifall - oft genug auch auf offener Szene. Fast Profi-Niveau Den hatte sich vom achtköpfigen Ensemble allen voran Petra Senegacnik als Uly verdient, die ihren Part schon fast auf Profi-Niveau anhob und in manchen Phasen an so bekannte Rolleninhaberinnen wie Grete Weiser und Helen Vita erinnerte. Andre an Mey bewältigte als Inspektor Baxter ein enormes Rollenpensum. R. E. Senegacnik spielte glaubhaft den ungeliebten Firmenchef, während Birgit an Mey als seine untreue aparte Ehefrau gefiel. Stoische Ruhe ging von Roland Holz aus, der den englischen Polizisten Goddard mimte. Gut herausgeartet waren auch die Rollen der drei Angestellten des Firmenchefs Marshall. Britta Timmermanns als kesse Viktoria, Karola Pasch als zunächst schwer durchschaubare Mariam Selby und schließlich Franz Maasackers, der unauffällig begann und sich zum Ende als Fiesling entpuppte und als Doppelmörder entlarvt wurde. Hübsche Einfälle Spielleiter Thomas Meuser hat bei der Verteilung der Rollen eine glückliche Hand bewiesen, mit hübschen Einfällen Regie geführt und die Handlung zweieinhalb Stunden in Spannung gehalten. Das Publikum wusste dies zu danken und spendete ihm, dem Ensemble und der Mannschaft der Bühnenbesatzung, die mit zu diesem unterhaltsamen Theaterabend beigetragen hatte, stürmischen Beifall.
Von HELMUT SCHOPMANS
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